Montag, 10. Juli 2017

[Rezension] Colleen Hoover: Love and Confess

Love and Confess

Autor: Colleen Hoover
Genre: Romantik, New Adult, Slice of Life
Erschienen: 20.11.2015
Seiten: 400
Einband: Paperback
Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-74012-8
Preis: 12,95€ [Paperback] | 3,99€ [eBook]

Rating: 





Inhalt

"Vor fünf Jahren hat Auburn ihre erste große Liebe in Dallas zurücklassen müssen, verbunden mit einem Schmerz, den sie bis heute nicht ganz überwunden hat. Als sie eines Abends im Schaufenster einer Kunstgalerie Briefe mit anonymen Bekenntnissen entdeckt, ist sie zutiefst berührt, denn auch sie trägt ein Geheimnis mit sich. Niemand soll von ihrer Vergangenheit wissen – vor allem nicht Owen, der junge Künstler mit den grünen Augen, der sich von den Geschichtenanderer Menschen für seine Bilder inspirieren lässt. Vom ersten Augenblick an fühlt sie sich zu ihm hingezogen und Owen geht es nicht anders. Die beiden verlieben sich mit ungeahnter Wucht ineinander. Doch auch Owen hat ein Geheimnis, das alles zu zerstören droht, was ihnen wichtig ist . . . - Quelle: Verlag

Cover ♥♥♥♥

Als ich im Laden vor dem Bücherhaufen mit Werken von Colleen Hoover stand und ich mich für eines davon entscheiden musste, fiel es mir bei "Love and Confess" besonders leicht, zuzugreifen. Viel leichter als beispielsweise bei ihrem Buch mit dem gruseligen deutschen Titel "Zurück ins Leben geliebt". Das Cover von "Love and Confess" ist einfach wunderschön. Der Grundton ist ein dunkles Pink, das in Farbschattierungen auch ins schwarz übergeht. Der Titel spaltet sich in die Farben Rot und Metallic Blau, wobei Rot für "Love" und das kalte Blau für "Confess" verwendet wurde, in das ein bisschen des Rots der Liebe hineinspielt. Ich weiß nicht, ob die Farben zufällig so gewählt wurden, aber mit dem Kontrast zwischen Rot und Blau, warm und kalt, Liebe und Geständnis wird nach dieser Farbgebung ganz wunderbar gespielt. Der Name der Autorin sitzt in auffälligem Schwarz wie eine Krone auf dem Haupt der im Hintergrund abgebildeten Frau, die in Trauer ihre Lider gesenkt hat. Wer das Buch gelesen hat weiß, was es mit dem Bild auf sich hat, allen anderen will ich den Spaß nicht verderben, es selbst herauszufinden. Es hätte keine bessere Wahl getroffen werden. Colleen Hoovers Name hätte für meinen Geschmack nicht ganz so dick aufgetragen das Bild dominieren müssen, auch wenn es aus Marketingzwecken sicherlich die einzig richtige Entscheidung gewesen ist. Colleen Hoover ist inzwischen ein großer Name - und auch ich greife bedenkenlos zu, wenn ich ihn lese.

Charaktere ♥♥♥

Owen: Ich bin dann mal ehrlich: Collen Hoover schafft es immer wieder das Abbild eines perfekten Mannes in Worte zu kleiden. Owen ist Maler und besitzt ein eigenes Atelier, in dem er die anonymen Geständnisse anderer Menschen mit Akrylfarben auf Leinwände bringt und schließlich verkauft. Damit verdient er seinen Lebensunterhalt, denn die Beziehung zu seinem reichen Anwalt-Vater ist seit einigen Jahren nicht mehr so, wie sie zwischen Vater und Sohn sein sollte. Er ist nicht nur kreativ gesehen ein kleines Wunder, sondern sieht nebenbei bemerkt auch noch wahnsinnig gut aus, hat einen Sixpack (obwohl niemals die Rede davon ist, woher er den eigentlich hat, der Glückliche!), ist sehr gepflegt, und noch dazu ein unglaublich liebenswerter Kerl, der nicht nur gerne für andere in die Bresche springt, sondern auch rundum sehr liebevoll und verständnisvoll ist - er weiß einfach immer und zu jederzeit das Richtige zu tun oder zu sagen, um die Herzen von Hauptfigur Auburn und dem jeweiligen Leser bzw. der Leserin hinter den Zeilen höher schlagen zu lassen. Mal im Ernst. So einen Mann gibt es doch nicht. Oder? Natürlich war ich mehr als nur hingerissen von Owen. Was auch sonst? Der Mann macht ja nichts falsch ... er trägt nicht mal zu dick auf, er ist einfach rund-um-perfekt. Aber die ganze Zeit dachte ich: Komm schon Junge, irgendwo muss du doch einen Makel haben. Irgendeinen! Und siehe da: er hat einen schiefen Schneidezahn. Als ich das gelesen habe, musste ich mir erstmal die Hand vor die Stirn schlagen und das Buch zur Seite legen. Man muss Colleen eines lassen: Offenbar hatte sie den selben Gedanken wie ich und hat fieberhaft versucht, Owen noch irgendeinen Fehler anzudichten, damit er nicht ganz so wirkt, als sei er gerade direkt vom Himmel gefallen. Aber der Versuch scheitert irgendwie, denn es wirkt eher wie gewollt und nicht gekonnt als tatsächlich wie ein annehmbarer Hinweis auf seine Glaubwürdigkeit. Was soll's, was hatte ich denn erwartet? Bücher - und besonders die, die mit Liebe zu tun haben - sind zum Träumen da. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als Owen einfach so zu lieben wie er ist.

Auburn: Mit Auburn dagegen hatte ich so meine Probleme. Das geht mir oft so mit weiblichen Hauptcharakteren. Wenn ich ein Buch aus der Ich-Perspektive lese, dann erwarte ich, dass ich mich mit ihr identifizieren kann, damit ich das volle Leseerlebnis auskosten kann. Denn das impliziert die erste Person Singular Präsens/Präteritum schließlich: den Versuch, den Leser/die Leserin näher an das Geschehen heranzubringen. Natürlich ist jeder Mensch anders, deswegen ist es mit den Perspektiven immer so ein Glücksspiel. Im Falle Auburns ging es für mich die meiste Zeit gut aus, zumindest solange, wie sie nicht in Trauer, Scham oder Selbstmitleid versunken ist. Während des Lesens werden Auburns Probleme relativ schnell klar verständlich gemacht. Trotzdem ging es mir auf die Nerven, ihr ständig dabei "zusehen" zu müssen, wie sie weinerlich in der Ecke sitzt und sich von Owen betüddeln lässt. Wenn sie nicht gerade von Schmerz zerrissen und wie gelähmt dasitzt und einfach nur dabei zusieht, was ihr passiert, stellt sie sich selbst ein Bein, indem sie unnötig trotzig ist, anstatt einfach den Mund aufzumachen und Probleme direkt anzusprechen. Klar, es wird genau erklärt, warum es ihr dahingehend an Selbstbewusstsein fehlt, aber trotzdem ist es eine Frustpartie, wenn man als Leserin das Gefühl hat, die Protagonistin anschreien und schütteln zu wollen. Sie ist 21 Jahre, das mag vielleicht jung sein, trotzdem kommt sie mir meistens eher vor wie eine pubertierende 16-jährige. Ich bin jetzt vielleicht etwas hart, denn es gab auch genug Momente, in denen ich ganz bei ihr war und mit ihr mitgefühlt habe - am Schluss des Romans erlebt sie nämlich eine erfrischende Wende - aber ich habe mich auf diese Weise ganz besonders zäh durch die erste Hälfte des Romans geschleppt (dazu weiter unten mehr). Auburn ist nett, aber austauschbar. Je mehr ich von Colleen lese, desto mehr erkenne ich die Parallelen, die alle ihre weiblichen Protagonistinnen verbindet. Ich finde es schade, dass sie auch gerade im Vergleich zu Owen so schwach und uneinprägsam bleibt.

Schreibstil ♥♥♥♥

Ich liebe Colleen Hoovers Art zu schreiben. Natürlich kann ich bislang nur von den deutschen Übersetzungen sprechen (mit Ausnahme von Maybe Not), aber ich denke nach dem vierten Buch von ihr bin ich mir da relativ sicher. Sie schafft es einfach, den jungen Ton meiner Generation zu treffen, ohne dabei überzogen oder aufgesetzt zu wirken, wie es bei anderen Jugendromanen der Fall ist. Sie ist die Meisterin des Herzschmerzes, sie kennt all die wunden und weichen Punkte ihrer weiblichen Leserinnen und nutzt dieses Wissen, um sie zum Lachen, Weinen und Lieben zu bringen. Ja, man durchlebt jede Emotion der Charaktere am eigenen Leib. Am schlimmsten war es für mich bei Maybe Someday, dieser Roman ließ mich wochenlang verweichlicht und emotional durchgewalkt zurück. Love and Confess hat das leider nicht geschafft. Klar, am Schreibstil hat primär vielleicht nicht gelegen, aber es hat definitiv hineingespielt. Man spürt einfach deutlich, dass Love and Confess eines ihrer früheren Werke ist und dass sie sich nicht so recht traut, sprachlich direkt auf körperliche Dinge wie Erregung und sexuelle Anziehung einzugehen. Ihr Wortschatz bleibt relativ klein beim Beschreiben der Küsse, und nach den ersten zwei Malen weiß man bereits, wie die nächsten Küsse in etwa ablaufen werden. Natürlich kann das auch an der Zielgruppe liegen... oder einfach an meinem Geschmack. Für einen New Adult Roman blieb sie mir sprachlich einfach zu schüchtern, schließlich kann man davon ausgehen, dass bei einem New Adult Roman (Protagonisten über 20) die Leserinnen über den Erfahrungswert eines Teenagers bereits hinaus sind. Was mich zur Handlung führt...

Handlung ♥♥♥

Colleen Hoover hat es sich zu Aufgabe gemacht, schwere Themen in ihren Romanen zu verarbeiten und daraus leidenschaftliche Geschichten zu spinnen. Schwere Schicksale und Rückschläge im Leben sind in der Regel Handlungsmotivationen für die Charaktere. So auch in "Love and Confess", doch aus Spoilergründen muss ich mich hier natürlich bedeckt halten. Klar ist, dass mir die Annäherung der Charaktere wieder etwas zu schnell ging. Schon am ersten Tag ist die Anziehung der beiden so groß, das es ihnen fast wehtut, ganz so, als würden sie sich schon lange kennen und hätten nur auf den Moment gewartet, sich zu treffen. Natürlich konnte ich darüber schnell hinwegsehen, schließlich lese ich Romance wegen der Romance und nicht aus anderen Gründen. Doch so richtig aus den Kinderschuhen kamen die Charaktere einfach nicht heraus. In Anbetracht ihres Alters und vor allem der Dinge, die sie in ihrem Leben bereits erlebt haben, kamen mir die beiden einfach zu wenig erwachsen vor - einerseits im Umgang mit eben jenen Problemen und andererseits im Umgang miteinander. Ich hatte die meiste Zeit das Gefühl es mit Teenagern zu tun zu haben (bei Auburn mehr als bei Owen), als mit erwachsenen Personen, die bereits Erfahrungen und eine harte Zeit hinter sich haben. Ich vermute dahinter den Wunsch, die Zielgruppe der Teenager eher anzusprechen als die der New Adults, auch wenn dann das Alter der Protagonisten einfach nicht mehr passt. Gegen Ende hin wurde die Handlung sehr spannend und auch die Entscheidungen der Protagonisten wurden mir eher erklärlich als noch zu Anfang. Trotzdem war das Ende schnell vorhersehbar und auf diese Weise leider nicht mit ihren anderen Büchern vergleichbar.

Gesamtwertung ♥♥♥

Ich habe lange überlegt, ob ich "Love and Confess" 3 oder 4 Herzen geben soll. Aber es wurde schnell klar, dass es für 4 Herzen diesmal leider nicht ausreicht. Ich hatte einfach meine Probleme mit Auburn und mit der Art und Weise, wie sie sich verhält - nämlich wie eine Teenagerin, die noch nicht recht weiß, wo sie im Leben hinwill. Und das ist in Anbetracht ihres Erfahrungswertes einfach nicht glaubwürdig. Die Liebesgeschichte zwischen ihr und Owen war leidenschaftlich wie immer, hatte aber immer einen irgendwie prüden, irgendwie verschämten Beigeschmack einer Teenie-Romanze statt eines älteren Paars, wie man es in einem New Adult Roman erwarten würde. Dafür war die Thematik hinter den beiden Protagonisten auch zu schwerwiegend - psychisch irgendwie geprägt oder benachteiligt wirkten sie trotz ihrer schweren Schicksalsschläge nicht, lediglich Auburns fehlendes Selbstbewusstsein wurde angesprochen. Das war mir einfach zu wenig. Es war mir zu flach. Auch, wenn ich eine gute Zeit mit dem Buch hatte und es gerne gelesen habe, weil ich einfach gerne Hoover lese, konnte der überaus perfekte Owen mit dem schiefen Schneidezahn die Schwäche der Geschichte an sich nicht über drei Sterne hinaus hieven.



Spannung
Romantik
Humor
Gewalt
Action

- Eure Bücherfüchsin

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